Montag, 29. September 2008

sandkastengeschichten

ich habe da so einen kollegen.
dieser kollege ist nur hin und wieder hier vor ort, sonst in der hauptstelle (weit, weit weg).
bis heute überlege ich noch, ob ich ihn nun mag oder nicht ausstehen kann und wechsle von woche zu woche meine meinung.
fest steht aber, dass dieser kollege mehr ein zu groß geratenes kind ist, als das was man gemeinhin unter einem erwachsenen versteht.

wenn also besagter kollege in münchen verweilt, verläuft das nur selten ohne meckereien, motzerein, bockigsein, schmollen und letztlich alles besser wissen.
nicht nur einmal durften wir sätze vernehmen wie
"dann kann ich ja auch gleich gehen"
oder
"dann schreib ich in zukunft eben gar keine aktennotizen mehr" (was im übrigen, für so manchen eine erleichterung wäre).

heute aber, hat er sich wahrlich selbst übertroffen:
ich gehe also in das zimmer von ihm und meinem interims-projektleiter um ein paar dinge zu besprechen.
platzt besagter quengel-kollege mitten ins gespräch mit den worten:
"iiiich brauch kein hotelzimmer für die nächsten zwei wochen, iiiiiich hab nääääämlich urlaub"
(das breite, hämische und vor allem siegessichere grinsen im gesicht, läßt sich in diesem zusammenhang leider nur sehr schwer wiedergeben)
mein interims-projektleiter antwortete darauf nur:
"ihr seid doch alle komplett verrückt, ich hab meine zwei urlaubstage nächste woche storniert und du gehst zwei wochen in urlaub"
(man muß wissen, bei uns herrscht aufgrund urlaub- und krankheitsproblematik ein klein wenig personalmangel)

worauf herr siebengscheit nur spitz antwortete:
"und, was soll ich da jetzt sagen? ist das etwa mein problem?"
interims-projektleiter:
"naja, du hattest ja wenigstens schon urlaub dieses jahr, ich noch garnicht"
herr siebengescheit:
"jaaa, aaaaber nur eine woche, das ist ja gar nichts, und überhaupt.....und ich kann auch gleich ganz kündigen, wenn´s nicht paßt. "

naja, dieser dialog ließe sich noch ein klein wenig weiterführen, wenn es nicht auf dauer gar so langweilig und grotesk wäre.

ich persönlich stand nur daneben und wunderte mich, wie zwei erwachsene männer es schaffen können sich so wie kleine kinder zu benehmen.

und am ende konnte ich mich der bemerkung nicht erwehren:
"morgen, jungs, bring ich euch zwei eimer und zwei schaufeln von meinen kindern mit und dann,
dann könnt ich euch gegenseitig mit sand bewerfen, das macht bestimmt noch viel mehr spaß".

nein wirklich, dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein!

aber ich vermute, dass wohl so ziemlich jeder mit so einem kollegen aufwarten kann.
man kann dann nur froh sein, wenn solche kollegen nicht irgendwann im rudel aufkreuzen...sonst müßten wir hier am ende noch eine kindergärtnerin einstellen
.....ach nein, ich vergaß, die haben ja mich.......

Sonntag, 28. September 2008

rich girl

es ist sonntag.
ein sonniger sonntag. ohne kinder und dank guter zeiteinteilung gänzlich ohne verpflichtungen.
die kinder gehen heute ihre wege und ich darf meinen gehen.

der freitag war geprägt durch mama-taxi-aktivität.
spannende tochterübergabe an der autobahnraststätte an die beste freundin, damit sie am kindergeburtstag den ehrengast geben konnte. die fahrt geprägt von petterson & findus, oh wie schön ist panama und "rittermusik" (= klassik-radio) für meinen sohn, staugefahr auf der kompletten autobahn, der suche nach der richtigen raststätte und auffahrunfall freundinnenseits.
und da sag mal einer, es wäre nichts geboten im leben meiner kinder.
höhepunkt war sicherlich mein hund stella, der sich an der autobahnraststätte einen imbiss der besonderen art gönnte (nein, ich möchte nicht näher darauf eingehen - nur soviel: ich hasse menschen, die zehn meter von einer toilette entfernt sich doch für die wildnis entscheiden müssen. und ich frage mich heute noch, was mein hund wohl an dererlei "snacks" finden mag). aber als ob dieser imbiß nicht schon höhepunkt genug gewesen wäre, bestand mein persönlicher in der geruchkulisse, die mein hund geschaffen hat, als er hechelnd hinter mir im auto saß.
man sieht, es war für alle was geboten.
anschließend noch die sohnübergabe an den (leiblichen) vater als auftakt für ein "männerwochenende"
und dann lockte die frei(heit)zeit.

nun, sonntag also.
gemütliches frühstück im lieblingsfrühstückslokal, quasi um die ecke, verbunden mit schönem spaziergang mit hund und mann. zeit um zu reden, oder auch nicht. freiheit sich für das eine oder andere zu entscheiden. zeit um zuzuhören und reflektieren.
zeit für mich, zeit für ihn, zeit für uns.
fein.

bleiben nun noch vier wunderbare, faule stunden übrig, die genutzt werden wollen oder auch nicht.
der wettergott meint es gut mit mir. also werde ich mir ein buch, eine tasse tee, eine decke (so fleißig war der wettergott dann doch nicht) schnappen und die restsonne des frühherbstes genießen.
wohl wissend, dass man mehr kaum haben kann.

aber auch wissend, dass das gefühl nicht enden wird, wenn die vier stunden vorbei und mein sohn wieder bei mir ist.
es ist die kontinuität dieses gefühls, die im moment vorherrscht, die zufrieden macht.
genießen zu können, wie und was gerade kommt,
nicht damit zu hadern, wenn nicht kommt, was und wie man es sich vorgestellt oder gewünscht hat. zufrieden zu sein und zu akzeptieren.
wie heißt es so schön?
gib mir die kraft, dinge zu ändern, die ich ändern kann
die ruhe, dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann
und die weisheit beides voneinander zu unterscheiden.

die kunst zu leben, vermute ich.

reichtum ist für mich persönlich der ausdruck dafür, dinge zu haben, die man nicht kaufen kann.
ja, im moment fühle ich mich unglaublich
reich.
weil wahnsinnig glücklich,
weil wahnsinnig zufrieden.

Mittwoch, 24. September 2008

altlasten

es gibt tage, die beschwören ganz unweigerlich die vergangenheit herauf.
so gibt es beispielsweise ehemals schöne daten, die sich in der gegenwart als widerkehrende damoklesschwerter beweisen.....mein ehemaliger hochzeitstag ist zum beispiel so ein tag.
es gibt aber auch tage, nicht an feste daten gebunden, die ähnlich unangenehme gefühle wecken.
heute ist so ein tag.
jedes jahr wiederkehrend, wie das oktoberfest nunmal ist, stehe ich jährlich vor der herausforderung, akzeptieren zu müssen, dass männer nunmal kein maß kennen.früher oder später kommt also der tag, an dem man sie wie kleine kinder zu bett bringen muß, weil sie definitiv zu betrunken sind um den weg selbst zu finden.
wäre diese tatsache an sich schon recht unangenehm - wer kennt nicht das gefühl komplett nüchtern einem volltrunkenen menschen gegenüberzustehen - ist für mich diese situation besonders schwierig, da ich mehr als nur eine schlechte erinnerung damit verbinde.

mußte ich oft genug in meiner kindheit meinen vater in dergleichem zustand erleben und dafür sorgen, dass er sein bett findet und nicht irgendwo anders landet.
mußte ich aber auch meinen exmann genau zu diesem zeitpunkt - ja, wiesnzeit hat hohes trennungspotential - an eine namenlose blondine verlieren.
nun ist mir zwar rational durchaus erklärlich, dass nicht das oktoberfest oder sein übermäßiger bierkonsum für das ende meiner ehe verantwortlich war, dennoch ist dieses ereignis unweigerlich mit meiner trennung verbunden.

könnte ich wie ich wollte, würde ich vermutlich anfang der wiesn für zwei wochen meine koffer packen und erst wiederkommen wenn sicher gestellt ist, dass das letzte glas bier getrunken ist.
nun ist es ja nicht so, dass ich nicht auch hin und wieder und auch gerne das eine oder andere glas trinke, ich gebe auch zu das gelegentlich das eine oder andere glas zuviel dabei ist.
aber es wird vermutlich zustimmung finden, wenn ich sage, dass der kontrast zwischen komplett nüchtern und komplett betrunken nunmal sehr groß ist und wenn beide extreme aufeinander treffen durchaus sprengstoffpotential vorhanden ist, selbst ohne schlechte erfahrungen in der vergangenheit.

nun habe ich mich heute abend meiner persönlichen herausforderung zu stellen. ich werde den abend zu hause verbringen, während meine bessere hälfte auf der wiesn weilt.
und ich habe bereits jetzt, nur allzu deutlich das bild vom letzten jahr vor augen, als besagte bessere hälfte nach einem wiesnbesuch aus seinem taxi gepurzelt ist und einige zeit brauchte um die richtige richtung nach hause einzuschlagen.
ich habe noch sein albernes kichern in den ohren und sehe sein unverständnis in seinen augen, warum mir nicht zum kichern zu mute war, bildlich vor mir.

ich werde einen weg finden müssen, die gedanken abzuschalten, dass diesmal nicht passieren wird, was vor zwei jahren passiert ist. dass es keinen grund geben muß angst zu haben.
und das solche dinge nunmal zum leben dazu gehören.

dennoch stellt sich mir regelmäßig in diesen momenten die frage:
ist es tatsächlich nötig und erforderlich, zu solchen events an die jeweiligen alkoholischen grenzen zu gehen? gehört das unweigerlich dazu sich bis knapp vor die besinnungslosigkeit zu betrinken?
braucht man(n) das wenigstens einmal im jahr um sich (ja, was eigentlich?) zu beweisen?

ich gebe zu, wirklich verstehen tu ich´s nicht.
aber akzeptieren muß ich´s vermutlich dennoch.

bleibt nur die hoffnung auf tiefen, guten schlaf....so dass mir die heimkehr schlichtweg erspart wird.

Montag, 22. September 2008

make my day

wir sind umgezogen.
also nicht meine familie und ich - gott bewahre - sondern mein büro und ich.

nun befinde ich mich also inmitten von kartons und chaos und hätte eigentlich gute lust wieder nach hause zu gehen.
mein telefon befindet sich ebenfalls in einer dieser kisten und somit bin ich wohl oder übel gezwungen selbige auszupacken.
selbst meine kaffeetasse verweigert den zugriff, so dass ich mir schon von der "konkurrenz" eine borgen mußte.
ausgerechnet heute (und auch noch die restliche woche) muß ich mein büro auch mit niemandem teilen, sitze also alleine an meinem schreibtisch, betrachte die wenig spannende aussicht auf wiese und wohnhaus und frage mich ernsthaft was ich hier eigentlich tue.

hin und wieder bekomme ich "besuch" von dem einen oder anderen kollegen, mitarbeiter oder auch handwerker, die hier ja nach wie vor tätig sind und muß feststellen, waren bereits im alten büro die männer klar in der überzahl, sehe ich mich nun umgeben von noch mehr männlichen kollegen, die mehr oder weniger freundlich grüßen und small talk halten wollen.

nur ein besuch war besonders nett.
ein neuer kollege, keine ahnung woher geschweige denn wie er heißt, kam kurz herein um zu sehen ob alles ok ist und meinte
"guter geruch hier im büro".
ich bezog das mehr auf die tatsache, dass das büro eben noch recht neu riecht, nach farbe und was weiß ich was. und meinte nur:
"naja, warten wir ab, wie lange sich das hält"
worauf er meinte - und jetzt mit stark erkennbarem französischen akzent (ich hätte dahinschmelzen können):
"nein, nein, ich meinte das parfum, hier in diesem zimmer wohnt noch der sommer, hierher kommt man doch richtig gern" um dann nach einer pause hinzuzufügen:
"aber gern kommt man vermutlich nicht nur des angenehmen geruches wegen hierher, nicht wahr?"
und weg war er.

rumms. zum einen tür zu, zum anderen kurz durchatmen.

nett war das. nett und vor allem das was ich heute morgen, an einem grauen montagmorgen gebraucht hatte.

fein....komm doch vielleicht jeden montag, erzähl mir was vom wetter oder die fußballergebnisse, egal, hauptsache der nette französische akzent und die liebenswerte art bleibt. dann fällt das arbeiten montagmorgens vielleicht ein klein wenig leichter

so, nun, tja,
toller wird kistenauspacken nun zwar auch nicht, aber leichter fällt es dennoch.
hin und wieder helfen so ein paar kleine egostreicheleinheiten eben doch.....

Freitag, 19. September 2008

terminsachen

es gibt termine, da weiß man zwar, man muß hin, aber gern tut man es trotzdem nicht.

dazu gehören für mich z.b. frauenarzt- und zahnarzttermine, elternabende, gelegentlich auch familienfeste, firmeninterne-wiesnbesuche und es gäbe vermutlich noch einige mehr.

es gibt aber auch noch einen speziellen termin, zweimal die woche, zu dem ich ebenfalls nicht gern gehe, auch wenn ich nur zu gut weiß, dass er wichtig ist.
und vielleicht gerade weil er wichtig ist, weil es im moment entscheidend ist, dass ich dort bin, tag für tag, woche für woche, fällt es mir besonders schwer, diese termine wahrzunehmen.

tausend andere dinge würden mir einfallen, die ich lieber mache - selbst bügelwäsche käme hier in frage.

aber ich schätze, es ist ähnlich wie das, was man über medizin behauptet - je bitterer sie schmeckt, um so besser hilft sie. (aber auch daran hab ich bereits als kind nicht wirklich geglaubt).
und mir stellt sich dabei auch die überlegung: ich nehm ja nun auch keine medizin, wenn´s mir gut geht....also warum sollte ich im moment diese termine wahrnehmen, wenn ich´s scheinbar nicht brauche.
ja, scheinbar....sich selbstbelügen wäre dann wohl der leichteste weg.
und wenn man dann einen schritt weiter geht und ehrlich ist, dann heißt es wohl eher:
ich brauche diese termine scheinbar nicht, gerade weil ich sie wahrnehme.
oder anders gedacht:
mir geht es gut, gerade weil ich tag für tag, woche für woche termine wahrnehme, auch wenn ich sie scheinbar nicht brauche.

ganz ehrlich,
manchmal beneide ich menschen, die weit weniger in der lage sind zu denken und eben einfach nur tag für dag ihr leben leben ohne groß darüber nachzudenken.
vielleicht ein bißchen farblos und fad, vielleicht in wenig kurzsichtig gedacht,
aber manchmal vielleicht auch ganz praktisch.

aber - nochmal ganz ehrlich,
spätestens übermorgen wär´s stinklangweilig.

also, auf zum nächsten termin und mehr erfahren, über dinge die ich nicht weiß und manchmal auch nicht wissen möchte
aber immer mit dem vorsatz, dass diese bittere medizin auch helfen mag

Dienstag, 16. September 2008

alltag hab (m)ich gern

nun ist es wieder so weit.
der alltag hat uns alle wieder, auch mich.
die kinder sind mehr oder weniger glücklich in kindergärten und -krippen "verräumt" und ich mußte meinen ersten tag im büro bestreiten.
durfte mich mit dem einen oder anderen alltagswehwehchen der kollegen beschäftigen und wenn dann noch zeit blieb kisten packen für den bevorstehenden büroumzug.
alltag eben. warum hätte sich auch irgendwas ändern sollen?

aber geändert hat sich dennoch etwas.
ein klein wenig gelassenheit hat sich eingeschlichen in meinen grauen und hin und wieder auch farbigen büroalltag.
ich kann innerlich schmunzeln, wenn unser interims-projektleiter durch´s büro fegt, seine sachen nicht findet, wo ich hingegen nur einen griff brauche um ihm die dinge in die hand zu drücken. auch etwas, was man scheinbar als mutter lernt, dinge suchen und finden, die eigentlich andere verschlampt haben.
ich kann lachen wenn das chaos ausbricht und alle anderen der meinung sind, ich sollte der mittelpunkt selbigen werden, obwohl es mich eigentlich nichts angeht.
und, letztlich das wichtigste:
ich kann mich wieder auf meine arbeit konzentrieren und - soweit man das eben von arbeit behaupten kann - habe sogar wieder spaß daran.

meine kinder zerren wieder wie üblich an meinen nerven, führen bessere diskussionen als jeder politiker, wissen alles mindestens genauso gut wie ich und scheinen "neins" kaum zu hören.
es ist laut, manchmal auch hektisch, mit wildem geschrei aber auch ebenso wildem geknutsche und gekuschel.
auf einmal liegen wieder überall spielsachen, anziehsachen, trinkbecher und keksreste (sofern sie der hund nicht vorher findet)
es wird gestritten, wer vorliest und vor allem was gelesen werden soll.
es wird gekämpft um jede minute des wachbleiben dürfens.
es wird geschrien und geweint und am ende gekuschelt und versöhnt.

der ganz normale wahnsinn eben, aber eben wieder ganz normal, nicht schlimm, nicht traurig, nicht doof.
gut

ja, ich bin wieder angekommen in meinem alltag, aber es ist seit langem wieder ein augenblick, in dem ich ihn nicht mehr verfluche,
meinen alltag.

denn letztlich - das hatte ich irgendwie, irgendwann vergessen - ist mein alltag
auch mein leben.

Samstag, 13. September 2008

vive la france

ein bisschen geärgert hab ich mich ja schon, dass das hilton hotel in tel aviv satte 22$ dafür verlangt hätte, ein klein wenig deren internet zu nutzen.
deshalb, und nur deshalb mußte ich so lange warten um jetzt exakt 12 tage irgendwie in einen zu packen.
unmöglich, ich weiß,
deshalb gibt es die letzten 12 tage vermutlich nun häppchenweise.

zugegeben, ich hab mir unterwegs die eine oder andere notiz gemacht. aber zumindest ich finde, dass ein posting von spontanität lebt, eingefangen im moment des geschehens, was nützen da all die notizen wenn die dazugehörigen emotionen bereits hinaus in die welt getragen wurden.

aber eine sache blieb mir all die tage im gedächtnis. verbunden mit einem ganz besonderen gefühl, trage ich es immernoch in mir, so dass es sehr leicht fällt zu reproduzieren.

mein mann (aller männer) und ich weilten ja eine knappe woche in tel aviv - er zum arbeiten, ich um zu relaxen und in der hoffnung wieder ein klein wenig zu mir und zu ihm zu finden.
ich gebe zu, begeistert war ich zu anfang nicht unbedingt von diesem urlaub. zu sehr war er geprägt vom gedanken einer "arbeitsreise" zu wenig wußte ich von israel und tel aviv um mich wirklich darauf und darüber zu freuen.

am zweiten abend unseres aufenthalts gingen wir in ein lokal, dass irgendeine gute seele auf facebook empfohlen hatte. in irgendeinem unscheinbaren hinterhof lag es und ich kann sagen, der abend begann mit den besten ravioli die ich in meinem leben hatte.....nein wir sprechen hier nicht von "maggi dosenravioli".
eine gute flasche wein dazu die auch noch meinen namen trug und wer mich kennt weiß, dass man mich damit eigentlich schon glücklich gemacht hätte.
das restaurant war zweigeteilt in restaurant- und barbereich, so dass wir zwischen den gängen auch die möglichkeit hatten an der bar eine zigarette zu rauchen.....mehr hätte es nicht gebraucht.

nach dem essen, wir hätten vermutlich bereits die rechnung verlangt, saßen wir also noch kurz an der bar um die obligatorische verdauungszigarette zu rauchen, hatten dort bereits drei israeli stellung bezogen. der eine von ihnen spielte fast ununterbrochen mit seinem iphone. eine tatsache an sich, die ihn schon symphatisch machte, kenne ich diese angewohnheit ja nur zu gut von mir selbst.
als ich dann mr. r. erzählte, dass ich mich fragen würde, wie man in israel wohl mit so einem ding sms schreiben würde, mit oder ohne hebräischer schriftzeichen, da fackelte mr. r. nicht lange und fragte den sympathischen iphone-besitzer.
nun, ich muß vermutlich nicht viel mehr erklären. wir kamen ins gespräch.
es wurde erstaunen geäußert, dass ich einen jüdischen namen trage und meine verwandschaft bis hin zu den großeltern wurde unter die lupe genommen, ob nicht doch noch ein klein wenig mehr jüdisches an mir zu finden wäre, als nur der name.

man kann sich vorstellen, der abend wurde lange, aber vor allem, er wurde noch schöner als er ohnehin schon war.
wir saßen und redeten und die herren schafften sogar das fast unmögliche, dass ich für eine kurze zeit verdrängen konnte, dass ich eine heidenangst davor habe englisch zu sprechen.
wir unterhielten uns über gott und die welt und irgendwann entspann sich die kuriose diskussion ob ich nun mehr der 1. oder eher der 2. madame sarkozy ähnlich sehen würde.
ich persönlich habe und hatte mir darüber ja noch nicht wirklich gedanken gemacht und würde auch heute noch keine besondere ähnlichkeit entdecken können, wenngleich ich zugeben muß, habe ich die wahl, würde ich selbstverständlich die ähnlichkeit zur 2. madame sarkozy wählen - wer nicht?

im laufe dieses gesprächs nun, viel der eigentlich für diesen abend bedeutenste satz, der mir bis heute im kopf geblieben ist, weil er mein herz und mein ego so gestreichelt hat, wie es selten passiert:

einer der herren meinte
"wäre sie (ich) die erste madame sarkozy gewesen, hätte es nie eine zweite gegeben".

ein satz, dahingesagt als würde er über das wetter sprechen, mit einem inhalt, der seinesgleichen gesucht hat.

einen moment war ich berührt, lange zeit habe ich mich gefreut. einen kurzen augenblick war ich traurig.
traurig, weil der wunsch übermächtig wurde, dass mr. r. diesen satz hätte sagen sollen.

ich habe lange darüber nachgedacht, die tage danach und auch heute noch.
ich habe festgestellt, dass es eigentlich egal ist, wer es gesagt hat und warum.
viel wichtiger ist, dass ich mich seit dieser zeit ein klein wenig fühle wie madame sarkozy,
seine madame, seine erste.
denn seit dieser zeit behandelt er mich immer und stetig, wie seine first lady
und nur das ist es, worauf es ankommt.

das gefühl zu haben
die nummer eins zu sein.
das gefühl zu haben
geliebt zu werden

Montag, 1. September 2008

Regenschein und Sonnenschauer

es ist alles ein bisschen verquer und durcheinander seit ein paar wochen.
schulferien sind angesagt und auch wenn keines meiner kinder in die schule geht, sind wir dennoch betroffen.
oft heißt es ja, dass man als familie glück hat, wenn die kinder noch nicht zur schule gehen, da man dann von den ferien nicht betroffen ist. wenn aber krippe und kindergarten zu unterschiedlichen zeiten schließen und letztlich dann doch fünf wochen herauskommen, an dem eines der beiden kinder entertaint werden will, wird es wohl für jede berufstätige mutter irgendwann kompliziert.
kompliziert wurde es erstaunlicherweise nur bedingt, da sich immer irgendwie eine schöne bleibe für eines der kinder gefunden hat. so viele omabesuche wie in diesen ferien hat es wohl noch kaum gegeben und familienzusammenführungen der besonderen art standen und stehen die ganzen ferien auf dem programm.
meine tochter durfte erfahren, wie es sich anfühlt alleine zu fliegen und hatte eine neue oma ganz für sich allein - kam wieder als anderer mensch, der fast noch liebenswerter ist, als der, der sie ohnehin schon war.
mein sohn konnte die liebevolle pflege der anderen oma genießen und liebt sie mehr denn je.
und ich, ja ich, hatte das glück jedes kind einzeln für mich zu genießen und dabei ein klein wenig ruhe, weil ich mich nicht zweiteilen mußte.

nun sind die letzten zwei dieser fünf wochen angebrochen und etwas ganz besonderes passiert.
beide kinder weilen nun gerade im flieger nach griechenland, mit ihrem vater und dessen freundin.
und ich....ich sitze zu hause und versuche zu fassen, dass ich nun zwei wochen frei habe.
kinderfrei. arbeitsfrei und fast ein wenig pflichtenfrei.
gut, zugegeben, der hund stupst mich regelmäßig gegen den oberschenkel, gerade als wollte er sagen: hallo, ich bin aber noch da, jetzt ist meine zeit.
und naja, es sind schon ein paar dinge zu erledigen....der haushalt macht sich ja leider trotzdem nicht von allein.
aber alles in allem, verglichen mit meinem sonstigen alltag, fühlt sich all das schon sehr nach freiheit an.

dennoch, ich kann mir ein wenig vorstellen (man verzeihe mir an dieser stelle den vergleich), wie sich ein langzeitgefangener nach seiner entlassung fühlen mag.
lange zeit auf diesen augenblick hingefiebert, vor den toren seines gefängnisses stehend, ist vielleicht tatsächlich der erste impuls: laßt mich wieder rein, ich kann mit all dieser freiheit nicht umgehen.
so geht es mir zumindest ein wenig.

so schwanke ich zwischen euphorie und trübsal und muß erst sortieren und ein wenig sammeln, was da so in mir vor sich geht.
loslassen ist scheinbar keine meiner stärken.

es wird vermutlich noch ein wenig zeit verstreichen müssen, bis ich kapieren und akzeptieren kann, dass das einzig richtige und sinnvolle, was ich im moment tun kann ist, die zeit zu genießen und für mich zu nutzen.
welchen sinn hätte es, wenn ich zwei wochen meinen kindern, meinem alltag und der gewohnten routine hinterher trauern würde, nur um dann nach zwei wochen erneut zu sagen....wie sehr wünschte ich mir zeit für mich.
es scheint tatsächlich zuzutreffen, dass der mensch sich meist das besonders wünscht, was er eben gerade nicht haben kann.

ach ja, der fernseher geht weiterhin nicht. aber der kabelspezialist hat sich für morgen angekündigt und eigentlich bin ich mittlerweile so weit, dass ich wünschte, er würde sich noch ein wenig mehr zeit lassen, denn gerade fange ich an zu genießen eigen- und nicht fernsehbestimmt zu sein.
es ist schön, wenn die blöde kiste mal stumm bleibt und die alternativen dazu wieder heißen wein und buch und schönes essen auf dem balkon, reden und zuhören ohne notwendigkeit, schweigen und ruhe ohne zwang.

ich denke - oder besser, ich glaube - ich fange an, mir ein wenig zu erlauben, meine kleine freiheit zu genießen
und irgendwie vermute ich, dass ich meiner familie in diesem moment keinen besseren dienst erweisen kann
und mir auch nicht.

schon komisch, welch wirrwarr und durcheinander ein mensch so erleben muß, nur um zu erkennen, dass es manchmal ganz einfach sein kann
glücklich zu sein.

an dieser stelle - ganz gegen die gewohnheit und vereinbarungen - ein kleines danke schön, an einen menschen, der teil dieses glücklichseins ist
aber großen anteil daran hat, dass es ist, wie es ist.
DANKE.
schön, dass es sie gibt mr. r. :-)