Mittwoch, 27. Mai 2009

schneller - höher - weiter

mr. r. ist könig von flensburg, zumindest was sein punktekonto dort betrifft. mein arbeitskollege hatte einen schweren motorradunfall, der ihm fast das leben gekostet und zumindest ein paar ziemlich große schrauben im rücken eingebracht hat.
mr. r. fand eine rasante bootsfahrt auf dem see wert genug eine grundsatzdiskussion mit mir anzuzetteln.
mein exmann fährt porsche und das regelmäßig zu schnell.
mein schwager hatte mit gerade mal 39 jahren zwei herzinfarkte kurz hintereinander.

warum ich das schreibe?

ich weiß nicht recht.
vielleicht weil ich mir die letzten tage mehr und mehr gedanken darüber mache, ob es vielleicht genetisch bedingt ist, dass männer regelmäßig ihre grenzen testen und häufiger mal darüber hinausschießen müssen.
vielleicht, weil ich mir die frage immer wieder stelle, ob männer heimliche adrenalinjunkies sind und die gefahren regelrecht suchen müssen.
vielleicht, weil ich mich wundere, dass männer oftmals ihr leben vermeintlich leicht auf´s spiel setzen.
vielleicht, weil ich sehen kann, wie schnell genau dieses leben am seidenen faden hängen kann.

ich gebe zu. ich bin deutlich sicherheitsliebender als mr. r. und diverse andere menschen in meinem umfeld.
ich fahre nicht gern schnell, mag keine gefahren und risiken. lebe gerne sicher.
und ich bin ehrlich genug um zu sagen, ich wünschte mr. r. würde ein klein wenig mehr wie ich denken, allein schon wegen mir, wegen uns.

als ich heute mittag beim essen mal vorsichtig in die runde fragte (anwesende ausschließlich männlich) warum dass denn so wäre, warum männer gefahren suchen und grenzen überschreiten würden, waren die antworten zwar recht unterschiedlich, aber dennoch ließ sich deutlich raushören, dass es einhellige meinung war, dass dieses verhalten durchaus seine berechtigung hätte. sei es nun aus frühzeitlicher begründung, sei es aus genetischer oder aber eben schlicht testosteronlastiger argumentation.

eines ließ sich aber klar für mich raushören:
würde ich dem ganzen einhalt gebieten, darauf bestehen dass bestehende grenzen eingehalten und limits akzeptiert werden, so hätte ich vermutlich letztlich nicht den mann, den ich im moment an meiner seite weiß. sondern wohl lediglich einen schatten seiner selbst.

aber ganz ehrlich,
das leben zeigt nunmal immer wieder wie schnell es gehen kann und wieviel glück man haben muß, noch eine weitere chance zu bekommen.
ist es nicht schon fast fahrlässig, das glück regelmäßig herauszufordern, dem schicksal regelrecht ins gesicht zu grinsen und zu glauben: mich trifft´s doch eh nicht.

oder ist es vielmehr eher richtig,
zu sagen: jetzt erst recht. wer weiß wieviel zeit einem denn tatsächlich bleibt.
vielleicht ist es ja soger bedeutend sinnvoller hin und wieder auf der überholspur zu leben,
weil man ja nie weiß, wann die straße zu ende ist.

ich bin mir nicht sicher,
bin ich ja nicht sonderlich erprobt mit hoher geschwindigkeit auf der autobahn des lebens zu fahren,
hab ich mich schließlich bis dato meist eher für die landstraßenvariante entschieden, weil beschaulicher, gemütlicher, interessanter um links und rechts zu sehen und
ja, ich gebe es zu, weil einfach sicherer.

und wenn ich so um mich herum schaue, kann ich nicht umhin ein klein wenig angst tief unten in meinem bauch zu verspüren.
und gedanken wie: mr. r. ist sogar ein paar jahre älter als mein schwager.....
fest steht, egal wie gut oder schlecht ich damit umgehen kann, ein fazit läßt sich ziehen.
vielleicht tut es gut, mr. r. das eine oder andere mal öfter zu drücken und zu küssen und sich bewußt zu machen, wie schön es ist, dass es ihn gibt. weil man ja nie weiß, wann die autobahn endet und
weil es hierbei wohl nie ein "zuviel" geben kann.

6 Kommentare:

herr axel hat gesagt…

ich glaube nicht, dass es etwas vergleichbar schöneres und ausfüllenderes gibt, als das leben auf der überholspur zu leben. doch wenn damit aber rein das schnelle autofahren gemeint ist, dann ist das eine verdammt magere weil langweilige überholspur. da gibt es schon weitaus riskantere und spannendere überholspuren...

Rich Rubin hat gesagt…

o ja, männer, die zu schnell auto fahren sind entzückend.

entzückend kindlich.

richtiger spaß findet sich woanders besser.

es grüßt valmont.

Topsyturvy hat gesagt…

@ herr axel: nun stellt sich die frage was ist ihre genaue definition von "auf der überholspur leben"?

@ rich rubin: valmont?
hierzu fällt mir nur das stichwort "gefährliche liebschaften" ein.
richtig? oder ein anderer zusammenhang?

Rich Rubin hat gesagt…

ja. pferdestärken lassen sich viel raffinierter einsetzen, als bloß unter kühlerhauben.

Topsyturvy hat gesagt…

@ rich rubin:
ich gebe dabei aber zu bedenken: valmont stirbt letztlich.
egal wie sich die pferdestärken bemerkbar machen, genau dieses ende würd ich dann doch gern vermeiden....

Rich Rubin hat gesagt…

versteh' ich.

bei valmont ist bis heute unklar, ob er sich nicht aus liebe hingegeben hat.

:>