Montag, 8. Dezember 2008

schafe bei der arbeit

nun bedarf es wohl einer passenden rezension, des vergangenen happenings.

die einzelheiten des spielablaufs, den traurigen endstand und die jeweiligen torschützen, kann ich mir vermutlich sparen, da der fußballinteressierte leser bereits über die neuigkeiten informiert, der weniger intereressierte leser sicherlicht nicht besoenders scharf darauf ist. (falls aber doch aufklärungs- und informationsbedarf besteht, dann hier)

da dachte ich mir, beschränke ich mich doch einfach mal auf den blickwinkel der feldstudie. betrachten wir doch einmal ein fußballspiel aus den augen eines fußballunwissenden und weitgehendst - uninteressierten menschen und staunen, was es zu sehen gibt:


ich muß ja zugeben, ich habe auch so meine vorurteile gegenüber fußballfans.
lange zeit zu nah am olympiastadion gewohnt und regelmäßig meine u-bahn mit fans teilen müssen, hinterläßt das durchaus spuren.
also kann man sich vermutlich vorstellen, dass ich mich nicht übermäßig auf die fahrt in der u-bahn gefreut habe.
um so erstaunter mußte ich feststellen, in dieser u-bahn gab es alles, nur keine eindeutig erkennbaren fußballfans.
gut, der eine oder andere trug einen schal - bemerkenswert hierbei: fußballfans tragen ihre schals gerne mal um den einen oder anderen (oder auch beide) arme geschlungen.
wichtig scheinbar: der hals bleibt hierbei frei.
nun mag das eine gute lösung für heiße sommertage sein, an denen ein schal um den hals tatsächlich unnütz erscheint, aber an einem kalten wintertag frage ich mich dann doch:
wäre ich ein schlechterer fan, wenn ich meinen fanschal um den hals schlinge und ich damit nicht nur zum ausdruck bringe: ich bin ein fan...sondern auch: ich hab´s gern warm....?!?

die u-bahnfahrt verlief also problemlos und ausgesprochen ruhig.


am stadion angekommen, ebenfalls ausgesprochen zivilisiertes treiben, und deshalb mit recht wenig aufwand meine gewünschte bratwurst (mit "bautzener senf - was bitte soll der in bayern???) ergattert, während mein mr. r. sich doch tatsächlich noch einen (zum glück recht dezenten - "ist das ein nikolausschal, mami", wurde ich am nächsten tag von meinem sohn gefragt) fanschal besorgen mußte.

ich konnte mir das schmunzeln nicht verkneifen, als mr. r. kurz nach meinem gedankenblitz in der u-bahn bezüglich schalpflicht am ärmel, seinen schal ebenfalls um den arm schlang.....(ja, ja, in einer herde sind dann scheinbar alle schafe) und mich dabei ein wenig zweifelnd angrinste. vielleicht sollte ich noch erwähnen, das mr. r. zu der immer und überall frierenden sorte menschen zählt (vermutlich seine weibliche seite) und der schal dann doch relativ schnell dorthin wanderte, wo er auch hingehörte.


wer noch nicht da war, sollte wissen, der weg von der u-bahn zum stadion ist recht weit.
aber es hat schon einen gewissen effekt, wenn man von der u-bahn kommend das imposant rot leuchtende stadion vor einem sieht...wobei es mich persönlich eher über den gedanken grübeln ließ, ob denn wohl irgendwann jemand den wahren zweck dieses dings erkennen, sich ein paar leute schnappen und damit ins weltall brausen wird, da wo es eigentlich hingehört.


am stadion angekommen, begaben wir uns auf direktem weg zur leibesvisitation.
in diesem zusammenhang muß ich deutlich sagen:
die welt ist ungerecht.
wer will mir vorschreiben, ob ich meine leibesvisitation von einem mann oder einer frau machen lassen will? nun gut, man ahnt es vermutlich schon, der spaß wurde mir nicht gegönnt und ich mußte mich am "frauen-eingang" anstellen. genauer betrachtet, ein kleines loch und es drängt sich mir der verdacht auf, dass ursprünglich wohl davon ausgegangen wurde, dass fußball ein reines männer geschäft ist und frauen hier wohl kaum auftauchen würden - zumindest wenn ich von der langen wartezeit an diesem kleinen tor ausgehe müßte meine these stimmen.


endlich mal drin angekommen, mit bier und cola bewaffnet unsere plätze suchend und letztlich auch findend, konnte das spektakel losgehen.
grundsätzlich sei gesagt, die fans von hoffenheim waren klar in der unterzahl, mehr schlecht als recht in eine ecke des stadions gepfercht war das leuchtende blau leider nur schwach zu erkennen.
dennoch, mein respekt, an lautstärke und überzeugungskraft konnten sie es oftmals während des spiels mit den eher faulen und bequemen bayernfans aufnehmen.
überhaupt erhielt ich schnell den eindruck, dass bayernfans zwar recht groß im pfeifkonzert gegen schiedsrichter und gegnerische mannschaft, unterstützend für die eigene mannschaft aber eher leblos und vor sich hin vegetierend sind. schade, da könnte noch deutlich mehr drin sein, aber vermutlich ist das so, wenn man vom erfolg verwöhnt ist und nur noch wenig zu verlieren hat.
auch das bayrische maskottchen fügte sich wunderbar in dieses bild.
noch heute bin ich nicht ganz sicher, was es nun eigentlich genau darstellen soll. ich vermute einen dicken, fetten und eher lustlosen bären, der meines erachtens aber auch schon enthusiastischere momente in seinem job erlebt hat.
da lob ich mir doch den blauen elch, der mit hoch erhobenem geweih seiner mannschaft zur seite stand.
wenngleich ich an dieser stelle erwähnen muß, dass er seine rolle bis zum ende spielte und bei niederlage von hoffenheim selbst er sein geweih tief hängen ließ.

das spiel an sich, hab ich nicht wirklich verfolgt. irgendwie fehlten mir die aus dem fernsehen gewohnten zeitlupen einspielungen und wiederholungen um überhaupt zu kapieren was gerade passiert war. zu sehr war ich auch vom geschehen um mich herum und insbesondere von den diversen hobby-fußballreportern vor und hinter mir abgelenkt (und gelegentlich auch irritiert bis schockiert angesichts der geballten dummheit die mir entgegenschlug) um mich auf das wesentliche tatsächlich konzentrieren zu können.
und was ich durchaus ein wenig merkwürdig, ja fast schon lästig fand, war dieses blödsinnige kollektive aufstehbedürfnis, bloß weil ein paar idiotische fans der südkurve laut "steh auf, wenn du ein bayer bist" brüllten und man sich anschließend genauso blödsinnig wieder hingesetzt hat, obwohl, oder gerade weil nix passiert ist.
sitzenbleiben konnt ich aber auch nicht, sonst hätt ich gar nix mehr gesehen.
ja, manchmal ist man eben auch mal schaf widerwillen.

schmuzeln mußte ich ganz am ende dann doch.
ab der 88. minute machte sich mancher fan (sind das tatsächlich die "wahren" fans?) auf den heimweg. wohl in der annahme, jetzt passiert eh nix mehr.
da lob ich mir doch den lieben luca toni, der den beweis antrat, dass selbst in der verlängerung noch das unmögliche möglich gemacht werden sollte und man besser wirklich erst dann gehen sollte, wenn der schiedsrichter gepfiffen hat.
tja, so mancher wird sich ein wenig geärgert haben, als er zwar früher als alle anderen mit seinem auto auf der autobahn angekommen, dafür aber das entscheidende tor verpaßt hat.

ich vermute ja, irgendein bayernverantwortlicher hat gewußt, ich war im stadion. anders kann ich mir das nun folgende entertainment-programm schwerlich erklären.
mal abgesehen von - langatmigen - dankeschöngrüßen sämtlicher spieler des fc bayern, gab es anschließend noch eine kleine, feine und überaus romantische lichtshow.
spätestens da war meine frauenseele wieder restlos versöhnt.

der heimweg gestaltete sich recht unspektakulär.
wenngleich ich zugeben muß, dass ich es mir nur schwer verkneifen konnte, den einen oder anderen, der gemütlich an einer wand oder einem zaun stand zu fragen ob ich ihm beim erleichtern vielleicht auf die eine oder andere weise behilflich sein könne.
es gibt eben zeitpunkte, da werden gestandene mannsbilder zu kleinen babies (inkontinenz läßt grüßen)....

fazit dieses abends und das muß nun doch gezogen werden:
es war lustig, kurzweilig und unterhaltsam.
es hatte atmosphäre und wirkt wirklich komplett anders als am fernseher.
eine dauerkarte besitze ich nach wie vor nicht, aber ich denke
ich könnte mir durchaus vorstellen hin und wieder meinen mr. r. zu begleiten, wenn er es sich wünscht.
wobei ich fürchte dass auch hier eine weisheit zutreffen mag:
das erste mal ist immer was besonderes......

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...und das erste mal tut immer ein bißchen weh... :o) ich kriege herzbluten, wenn ich daran denke, daß sie in das lager dieser fans überlaufen, werte frau sunnyside. meine meinung: alkohol + patriotismus - gehirn = fußballfan. jwaoll.

Topsyturvy hat gesagt…

ach herr axel,
sie sind doch sonst so gut im zwischendenzeilenlesen, was ist denn da los?
einen wahren fußballfan wird man aus mir wohl nicht mehr machen, nicht in diesem leben.
aber ich fand´s durchaus angenehm, dem ganzen auch etwas positives abgewinnen zu können,
und wenn´s nur meinen mann ein klein wenig gefreut hat, diesen abend mit mir geteilt zu haben, dann hat sich´s doch schon gelohnt, oder nicht?

und ich verspreche,
wenn sie mir mal karten für ihre "kleinen kätzchen" zukommen lassen, werd ich sie dorthin ebenfalls begleiten und mal sehen, ob ich denen genauso viel abgewinnen kann.

na, ist das ein wort?

Anonym hat gesagt…

das ist in der tat ein wort! und ich garantiere ihnen, dass sie nie im leben mehr zu einem fußball-spiel gehen werden, wenn sie einmal das tigers-erlebnis miterleben durften!