Sonntag, 9. November 2008

leben wie im bundestag

"go on now go walk out the door
just turn around now'
cause you're not welcome anymore
weren't you the one
who tried to hurt me with goodbye"


.....ist ein teil eines songs der den meisten wohl mehr als bekannt sein dürfte (gloria gaynor).
speziell über den zweiten teil dieses parts hab ich mir gedanken gemacht.

was bringt menschen dazu, zu glauben, dass die androhung zu gehen (das wort an-drohung, ansich besagt ja schon recht viel ) irgendetwas ins positive verändern könnte.
wieso steht so oft die redewendung "wenn nicht.....dann kann ich ja auch gehen" im raum, wird ausgesprochen als wäre es der selbstverständlichste satz im laufe eines geschehens.
für viele wird es sogar zur logischen konsequenz, die sie ziehen müssen, wenn alles andere nicht die gewünschte wirkung zeigt.
selbst von meiner tochter kenne ich bereits sätze wie "dann kann ich ja auch ausziehen, wenn....."
scheinbar ist weggehen, ausziehen oder letztlich weglaufen die letzte instanz die gerufen wird, wenn alles andere nicht nach wunsch läuft.

wieso ist es für menschen so schwer begreiflich, dass man mit diesem satz, dieser drohung menschen nicht zu sich bringt, sondern vielmehr sie noch weiter von sich entfernt?
wird mit dieser aussage nicht alles vorher gesagte, alles grundsätzliche infrage gestellt, selbst wenn es innerhalb einer diskussion oder auseinandersetzung gar nicht um grundsätzliches ging?

bleiben wir bei dem beispiel meiner tochter - wenngleich natürlich nicht sonderlich repräsentativ.
wenn ich nun also mit meiner tochter einen disput darüber habe, ob und wann sie ihr zimmer aufräumen sollte, ist das in ihrer welt tatsächlich gleichbedeutend mit der grundsatzfrage, ob ich sie noch lieb habe? ist es also zwingend erforderlich auch ihrerseits ihre liebe zu mir in frage zu stellen, uns beide auf die probe zu stellen und die alles entscheidende frage zu stellen: soll ich ausziehen? (was ja dann im umkehrschluß nichts anderes heißen würde wie: liebst du mich noch genug, dass du möchtest dass ich bleibe?)

ist das also der weg den man gehen muß, wenn zwei meinungen aufeinander treffen und keinen kompromiß finden können. muß dann die grundsatzfrage nach ausreichend liebe und zuneigung gestellt werden?

mir kommt hierbei irgendwie die assoziation mit dem politischen werkzeug der vertrauensfrage in den sinn, die ja letztlich ähnlichem zweck dienen soll.
und ob nun im politischen oder privatem bereich, hat diese frage ja nun recht weitreichende konsequenzen.
natürlich (wie im falle meiner tochter) stellt sich diese frage meinerseits eigentlich überhaupt nicht. ich stelle nicht in frage ob ich sie auch weiterhin lieb habe, geschweige denn ob sie ausziehen sollte (mal von den unpraktikablen umständen ganz abgesehen), selbstverständlich muß ich zugeben, dass ich sie in augenblicken wie diesen vielleicht ordentlich dick hab und ein paar minuten auszeit für beide parteien das beste wäre, aber die "vertrauensfrage" stellt sich dennoch nicht.

was mich aber in momenten wie diesen traurig macht, ist dieses grundsätzliche infragestellen von allem und jedem.
das vergessen, dass momente wie diese die ausnahme und selten sind und das ignorieren von allen anderen momenten, von allen anderen gesagten und gemachten dingen.

gut, ich kann meine tochter verstehen, habe nachsicht mit ihr, denn es ist in ihren augen ein spiel um macht und position, ein spiel das sie lernen muß um in der welt ein klein wenig besser zu bestehen und um hoffentlich am ende zu begreifen,
dass weglaufen nicht die lösung ist.

unverständnis habe ich dann,
wenn erwachsene sich noch genauso verhalten
und glauben
jemanden in die ecke zu treiben, zu drohen und zu fordern,
würde seinen gegenüber wieder näher bringen.

jedes mal, wenn mir solche momente begegnen,
stirbt ein teil der vergangenheit, des erinnerns.
der teil, der mich die vertrauensfrage positiv beantworten lassen würde,
sofern ich sie überhaupt beantworten wollte.

p.s.
der geneigte leser möge sich vielleicht folgenden artikel zu gemüte führen.
beim lesen wurde mir die diskrepanz zwischen der definition des wortes und der tatsächlichen verwendung bewußt.
vielleicht irre ich mich ja,
aber eine vertrauensfrage zu stellen, hat mit vertrauen ja nun gar nichts mehr zu tun.
zumindest dann, wenn man die handelsübliche definition verwenden möchte.

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