Montag, 6. Oktober 2008

des einen freud, des anderen leid

ein etwas schwieriges wochenende liegt hinter mir.
und ich bin immernoch ein wenig verwundert, dass es sich so schwierig angefühlt hat, obwohl ich mich wirklich darauf gefreut habe.

ein kurztrip ins
kinderhotel nach österreich war angesagt.
ein grund gerade für die kinder um zu jubeln. liebt ja allem voran meine tochter dieses hotel und würde vermutlich am liebsten dort wohnen, würde man es ihr anbieten.

eigentlich bedeutet kinderhotel auch immer ein gewisses quantum an erholung für die dazugehörigen eltern, auch wenn man hierfür schlachten im bällebad der softplayanlage, autoralleys im garten oder pferde streicheln im stall in kauf nehmen muß. wenn man dann noch freie zeit - und vor allem die nötige energie dazu - findet, kommen auch eltern mit wellness, golf, skifahren etc. etc. auf ihre kosten.

wenn ich ehrlich bin, findet sich diese freie zeit aber oft nicht, weil mama und papa trotz reichhaltiger kinderbeschäftigungsangebote oftmals als bespaßer rekrutiert werden und die zeit dabei wie im fluge vergeht.

nun, so ist das also im normalfall.
aber irgendwie war dieses wochenende alles anders und ein stück weit - fürchte ich - war das meine schuld.
dieses wochenende war nach vier wochen mal wieder der sohn meines mannes mit dabei. ich glaube wer sich darüber mit abstand am meisten gefreut hat, war mein sohn.
der kleine knopf hing an seinem "quasi-"bruder wie eine kleine klette, sah immer wieder bewundernd zu ihm auf nur um ihm entgegen zu flüstern:
"ich hab dich soooo lieb" oder
"du bist mein bruder!"

wo diese besondere affinität herrührt, läßt sich nicht wirklich sagen. denn eigentlich sind die beiden jungs sehr unterschiedlich. aber was sie vorallem verbindet ist ihre große liebe zu autos, baggern, baustellen und allem anderen was irgendwie einen motor in sich beherbergt.
meiner tochter und mir ist diese leidenschaft leider nicht gegeben, so dass wir das eine oder andere mal ein wenig abseits stehen und uns wundern.
ich vermute meine tochter kann damit noch deutlich weniger umgehen als ich das kann. denn mehr als einmal konnte ich von ihr hören:
"der nicki hat mich gar nicht mehr lieb"

tja, was sagt man in solchen fällen als mutter?
ich hätte ihr natürlich erklären können, dass ich gerade erst eine stunde vorher beobachten konnte, dass sie nichts anderes mit ihrem kleinen bruder angestellt hatte und er außen vor stand und zusehen mußte, wie die beiden großen miteinander spielten.
aber ich vermute, in dem moment hätte sie das nicht wirklich interessiert.

ich gebe zu, es fällt mir schwer mit dererlei eifersüchteleien umzugehen.
es sind andere kompetenzrangeleien, als jene, die meine kinder unter sich ausfechten.
und was sich hier im kleinen beobachten ließ, führte sich im großen ebenfalls fort.
denn nicht nur die kinder mußten sich neu definieren und aufteilen. auch wir eltern.

wobei mein mann aller männer sich nun statt zu halbieren, in drei teile teilen mußte, um allen kindern irgendwie und gut genug gerecht zu werden und diese aufgabe mit bravour meisterte, mal hierhin und dorthin schaute, im einen moment sand schaufelnd um im nächsten schon wieder das piratenboot zu entern.....

ich hingegen tat mir um einiges schwerer.
denn ich hatte nicht drei kinder. für mich fühlte es sich eher an wie zwei kinder und ein gast.
ich weiß, selbst in meinen ohren klingt das ein wenig wie die böse stiefmutter von schneewittchen, die als nächstes ihren leibwächter (das wäre dann die neuzeitliche fassung) anruft und ihn bittet das ungeliebte kind fortzuschaffen.
ganz so ist es nicht.
aber ich bin mir nicht sicher, ob außenstehende sich tatsächlich in meine lage versetzen können. wie kompliziert es ist, ein kind bedingungslos anzunehmen und zu akzeptieren, wohl wissend, dass man die mutter - für zwei wochenenden im monat - nicht ersetzen kann und nicht will.
ja, wir könnten freunde sein, vielleicht.
wenn nicht, ja, wenn nicht, dieses kind wäre wie es ist.

zugegeben, ein wahrer kinderfreund war ich noch nie. aber es gibt so einige kinder von denen ich vom fleck weg behaupten könnte, ich würde sie notfalls auch behalten.
bei diesem kind ist es anders.....und ich kann ehrlich und reinen gewissens behaupten: ich habe es versucht!
dieses kind gleicht keinem kind, dass ich so kenne. es ist nicht so lebenslustig und fröhlich wie ich es von meinen kindern kenne.
egal welches foto ich von ihm betrachte, es ist stets der gleiche ausdruckslose beinahe autistische und fast schon traurige gesichtsausdruck.
kein strahlen in den augen, kein verschmitztes grinsen. auch kein wütendwerden oder zickigsein. nichts, einfach nichts.
einzige ausnahme wäre dann vielleicht das stundenlange träumen, bevorzugt beim essen, bei dem sein blick in die ferne schweift und er - wäre sein körper nicht noch anwesend - praktisch nicht mehr am tisch existent ist.

ich gebe zu, dieses kind macht mir ein stück angst. es läßt mich beklommen und unwohl fühlen, und macht mich manchmal damit sogar richtig wütend.
aber allem voran und das ist das schlimmste:
kann ich die große traurigkeit in ihm fühlen, den kummer und die melancholie, die er mit sich herumträgt, wie einen großen, schweren rucksack, der ihn manchmal fast zu erdrücken droht.

und ja, ich gebe ebenfalls zu,
ich kann damit nicht umgehen. ich kann nicht zusehen und nichts tun.
aber ich kann nunmal nichts tun, denn ich bin nicht die mutter, ich bin nur die freundin seines vaters, mutter seiner fast geschwister und trotzdem weit weit weg.
denn die gefahr, ich könnte einen teil des platzes seiner mutter einnehmen ist viel zu groß, vielleicht auch zu verlockend, als dass er dieses risiko eingehen könnte, so scheint mir.
so stehe ich also auch weiterhin ein wenig abseits und beobachte.
ich weiß er wird nie das für mich sein, was meine kinder für meinen partner sind.
ich weiß auch, dass niemand das von mir erwartet oder verlangt.
aber manchmal glaube ich zu wissen, dass es für ihn, diesen kleinen knopf, vielleicht der einzig gangbare weg wäre um ein klein wenig glücklicher zu sein.
manchmal wünschte ich, ich könnte sehen, was mein sohn sieht und ihn dann sein lassen können und dürfen wie er ist.

alle vierzehn tage wird meine familie ein wenig durcheinander gewürfelt. die einen freuen sich darüber, den anderen bereitet es unbehagen.
ja, es tut mir leid
aber manchmal bin ich eben auch nur ein mensch, mit schwächen, fehlern und emotionen
wer hätt´s gedacht.....

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