Mittwoch, 1. Oktober 2008

ein prosit!

gestern war wiesn (zu deutsch: oktoberfest) angesagt. dienstlich versteht sich.
wer mich kennt weiß, dass ich nicht unbedingt zu den großen freunden dererlei aktivitäten gehöre und man mich nur selten bei solchen gelegenheiten antreffen kann.
gestern habe ich eine ausnahme gemacht. gab es doch schließlich acht ortsfremde und unwissende, die sich nichts schöneres vorstellen konnten, als ihren nachmittag und abend genau dort, mitten im gewühle eines festzeltes zu verbringen.
glücklicherweise fiel die wahl bereits vorzeitig auf monsieur käfer und dessen noch verhältnismäßig heimeligen behausung. oben auf der empore läßt sich so ein event gerade noch ertragen, weil nicht ganz so voll, weil nicht ganz so chaotisch.
und tatsächlich, die befürchteten klaustrophobischen anfälle blieben weitestgehend aus.
die einzige platzangst mußte ich hin und wieder entwickeln, wenn mein (im alter eigentlich schon ein wenig fortgeschrittener) chef meiner person wieder einmal ein klein wenig zu sehr auf die pelle rückte und ich im gegenzug seine hand wieder an den richtigen platz rücken mußte.
aber mit sowas muß man eben rechnen wenn man sich auf bierseligkeit und blasmusik einläßt.
über die problematik der maßlosigkeit muß ich an dieser stelle sicherlich kein zweites mal ein wort verlieren, wurde ja bereits an anderer stelle, diese tatsache in zweifel gezogen.

nun gut. der abend verlief ruhig - so ruhig wie es in einem bierzelt nunmal sein kann - und ausgesprochen lustig.
dank einer aus vernunftsgründen bestellten maß radler (ich hab ja immernoch einen ruf zu verlieren, deshalb war mehr alkohol nicht drin) war ich den ganzen abend herr meiner sinne und durfte feststellen, wie alle anderen anwesenden herren selbige nach und nach verloren.

einer meiner kollegen hatte seine kamera mit dabei und - gäbe es diesen preis, er würde den preis als bester nicht asiatischer chinese sicherlich verdient haben - war emsig am fotografieren seiner umwelt. insbesondere mein dekoltee hatte es ihm angetan, dass, wie er meinte, durch mein dirndl besonders gut zur geltung kam.
ich hatte nachsicht, wie mit so vielem im laufe dieses abends auch.
es sind halt männer.....die sind eben so. als hätte frau das nicht schon vorher gewußt.

einzig weitere anwesende frau - die frau meines bierselig grapschenden chefs - sichtlich gelangweilt, aber offensichtlich bereits gewöhnt an dererlei auftritte (vielleicht ist das ja so nach 34 ehejahren, da kenn ich mich nicht so aus) - war also auch nicht wirklich aktive weibliche unterstützung.

am höhepunkt der stimmung mußten wir leider das zelt verlassen.
nein, nicht weil sich jemand daneben benommen hätte - zumindest nicht so sehr, dass es zum rauswurf gereicht hätte - sondern weil sozusagen "schichtwechsel" stattfand und die nächste fuhre an trinkwütigen ihre reservierten plätze einnehmen wollte.

der rest des abends verlief dann ein klein wenig unspektakulärer. der eine oder andere versuchte sich noch - mit mehr oder weniger erfolg - am tobogan (einer riesenrutsche für große und kleine kinder, die vorallem dann spaß macht, wenn man zuschauer ist und andere dabei beobachten darf wie sie ordentlich auf den allerwertesten fallen) und anschließend testeten die "wahren" männer noch ihr geschick am gewehr.
also eigentlich alles business as usual zu solchen gelegenheiten.

schwierig wurde es nur, als sich die geister schieden bei der frage ob noch ein weiteres zelt aufgesucht werden sollte oder nicht.
bereits vorm schottenhamel-zelt stehend war mir klar, da geh ich nicht rein.
drin war ich zwar, aber innerhalb fünf minuten wieder draußen. zu klar war, dass ich mit meinem radlermaß mit dieser art von bierparty nicht mehr mithalten und vor allem nicht mehr mit machen wollte.
nach kurzer aufspaltung der gruppe, kleiner rangelei mit dem security um die bierkrüge fanden sich dann aber letztlich alle wieder draußen im biergarten ein um einen "letzten schluck" zu sich zu nehmen.
dass dieser "letzte schluck" bei dem einen oder anderen sehr unterschiedliche ausmaße hatte muß ich vermutlich nicht extra betonen.
die frau meines chefs redete nun fast ununterbrochen von dem zug den sie doch unbedingt noch erwischen müßten und ihr mann grinste nur selig dazu.

zeit zum aufbrechen - das zauberwort - und es kam nicht mal von mir. mein mann aller männer sprach es und ich habe noch nie so gern auf eine aufforderung reagiert wie da.
wir verabschiedeten uns.
ich wohl wissend, dass nun alle genug hätten, mein mann selbiges nur erahnend glaube ich.

der heimweg war ein klein wenig schwierig, da ich genug damit zu tun hatte, meinem "ich bin nur ein wenig angetrunken"-en mann davon abzuhalten mitten auf der straße nach einem taxi ausschau zu halten um sich dann um selbiges auch noch mit anderen mitsuchenden lautstark zu streiten.
sollte ich nochmal von anderer seite hören der satz "männer wären maßlos" wäre ein wenig hart, den nehm ich höchstpersönlich mit um ihn eines besseren zu belehren.....

zu hause angekommen (endlich) war´s dann auch vorbei. für mich.

wie ich dann heute erfahren durfte, für einige andere nicht.
ein paar meiner kollegen, die vernünftigeren unter ihnen, traten ebenfalls die heimreise an.
es sei an dieser stelle erwähnt, dass sogar diese vernünftigen heute morgen offenkundig am gestrigen abend zu leiden hatten.
einige andere aber - darunter auch mein spezieller sandkasten-kollege, zogen weiter.
von einem hörte man, er sei gegen zwei uhr morgens nach hause gekommen.
vom anderen - dem speziellen - verlief die spur im sand.
bis heute morgen.
als er - völlig zermatscht, wenn ich das mal so sagen darf - in meinem büro stand, die restalkoholfahne schnell das zimmer füllte und man allein nach dem einatmen besser keinen alkoholtest mehr hätte machen sollen.
da stand er also - wie immer breites grinsen aber ansonsten ziemlich dumm aus der wäsche schauend.

und bereits in dem moment als ich die frage stellte, wußte ich: stell sie nicht, du willst es gar nicht wissen. aber neugierig wie frauen nunmal sind, ich hab sie gestellt:
"und, wie lang ging´s noch und vor allem wo?"

ich mache es kurz, denn einmal hören hat eigentlich schon gereicht.
im grunde gibt es auch nicht allzuviel zu erzählen, denn lieber kollege hatte einen fetten filmriß.
nur so viel:
er hatte eine "alte bekannte" (da zwinker ich doch mal ganz fest mit einem auge) getroffen und wie das eben so ist, da hat man eben noch einen oder zwei getrunken.
viel mehr wußte er nicht.
außer, ja außer
dass er irgendwo im münchner osten, morgens um sechs erwachte, dass sie wohl irgendwas mit pharmazie macht und sonst war´s wohl auch ganz nett.

zu erwähnen wäre vielleicht noch:
der nette kollege ist verheiratet und hat zwei kinder.

vielleicht ist verständlich dass ich - leider nur in gedanken - die größte sandschaufel (nein eigentlich war´s ein bagger) aus der tasche gezogen hab und sie ihm links und rechts drübergezogen hab.


....ganz ehrlich, hätte ich das heute nacht bereits gewußt.....ich wäre zu meinem mann (der sich zu diesem zeitpunkt gerade nochmals sein abendessen durch den kopf gehen ließ) ins bad gegangen, hätte ihn kurz gestreichelt, ein wenig bemitleidet (anstatt im bett zu liegen und mich ein klein wenig zu freuen, dass auch kleine sünden hin und wieder gestraft werden) und mich bereits gestern schon gefreut, dass er scheinbar doch ein bißchen mehr maß kennt als andere.
so,
konnte ich nicht anders, als meinem mann nach diesem bemitleidenswerten vortrag meines kollegen eine nachricht zu schicken, dass ich doch ziemlich froh bin, dass er es ist, mit dem ich mein leben teile
und nicht irgendein midlife-crisis geplagtes mannsbild.

aber
es ist ja nicht so, dass ich diese ganze geschichte nicht schon von irgendwo her kennen würde....

Keine Kommentare: