Freitag, 3. Juli 2009

tagesfahrten sind schlimmer als kaffeefahrten

es gibt hier auf der insel sogenannte tagesfahrtentage.
eine für mich schreckliche institution. an einigen wenigen tagen fahren am selben tag zwei schiffe. morgens hin, abends zurück.

die menschen die in dieser zeit hierher kommen haben den blick nicht für die insel, haben sie ja auch kaum zeit um einen blick dafür zu bekommen.
runter von der fähre und ab an den strand. nachmittags krebsrot und mit für zumindest mich fühlbarem sonnenstich wieder zurück. dann fallen sie wie die heuschrecken in die läden und cafes ein und belästigen alle anderen, die hier vielleicht noch etwas anderes suchen als den kurzen kick - den man hier eigentlich auch gar nicht finden kann.

mein freund n. liebt diese leute - zumindest bis zu einem gewissen grad - arbeitet er doch in der nobelboutique gleich neben meinem lieblingscafe. cafeinhaberin m. haßt diese leute - auch wenn sie ihr täglich brot bedeuten - aus denselben gründen warum ich sie nicht mag.
so saßen wir heute alle auf dem vorplatz der boutique, gleich neben dem cafe und lästerten und meckerten über alle rotköpfigen, übergewichtigen, unmöglichen und nervigen leute die so herumliefen. und dererlei gab es heute reichlich. 1000 leute verließen heute zwei fähren. (sonst fährt nur eine) und es war spürbar unangenehm, zumindest für mich.

angenehmer da schon, das gefühl ein klein wenig dazu zu gehören. teil der illustren runde zu sein. prosecco von freund n. serviert zu bekommen, wo alle anderen urlauber keinen bekamen. ja, ich bin nicht mehr ganz urlauber, ich bin ein klein wenig mehr.
so auch versichert vom schwulen friseur a. (ein liebenswertes unikat, den es so nur hier geben kann und der so herrlich überhaupt nicht auf die insel passt und gerade deshalb hier sein muß) der beteuerte, in diesen zirkel würde nicht jeder aufgenommen. dazu bedürfe es schon einiges.

auch die einladung zum abendlichen schwimmen im meer. mit sonnenuntergang und allem was die insel so zu bieten hat fand ich schön, wenngleich ich noch nicht sicher bin, ob ich sie annehmen möchte. zu sehr reizt mich die vorstellung ein paar stunden allein im bill zu verbringen. niemanden um mich, stille und ruhe und ein wenig zeit für mich zu genießen.
aber die option zu haben ist schon ein durchaus angenehmes gefühl.

nun, zurück in meinen ruhigen, eigenen vier wänden, frisch geduscht - das zweite mal am heutigen tag aufgrund der fantastischen hitze und sonne - genieße ich ein klein wenig einsamkeit. selbst gewählte einsamkeit.
im moment bekommt meine definition von "einsamkeit" eine ganz neue dimension.
augenblicklich fühlt es sich nach grenzenloser freiheit an.

eine gewisse innere befriedigung - zumindest für den kurzen moment - gibt es aber gleich.
da werde ich mich ans fenster stellen - von dem aus ich den hafen gut sehen kann - und gedanklich hinüberwinken
um all den furchtbaren, lauten und nervigen menschen, den tagesfahrtteilnehmern, ein lebewohl mit auf dem weg zu geben. und nur zu mir selbst werde ich murmeln: laßt euch nie mehr hier blicken.
auf meiner, kleinen, wunderbaren insel.

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