Mittwoch, 29. Juli 2009

heilige inquisition mal anders

großer tag heute. seit langer zeit (weil vorher nicht nötig) hatte ich heute mal wieder ein vorstellungsgespräch.
ich mag diese gespräche ja nicht, wie die meisten menschen vermutlich. auch hatte ich eigentlich gar keine große lust dorthin zu gehen. aber der job klang ja so verheißungsvoll praktisch.
praktisch, ja. aber hätte man mir gesagt was mich heute erwartet....ich wäre vermutlich lieber im bett geblieben.


es sei erklärend erwähnt, es handelt sich um einen kleinen, gemütlichen (dachte ich zumindest) 15-stundenjob bei der kirche, derselben kirche die auch für den kiga meiner kinder zuständig ist. nichts aufregendes ansich. mehr zur absicherung, um die restlichen stunden weiterhin freiberuflich tätig zu sein.


ich ging also heute dorthin. brav, ordentlich und adrett anzusehen, wie mr.r. mir versicherte. und kaum war ich dort, empfingen mich zwei herren (der zuständige pfarrer und noch einer aus dem finanzwesen) zum gespräch.

da saß ich also, auf der "besetzungscouch" und sollte rede und antwort stehen.wollt ich ja auch echt gern. hätten sie nur mal fragen bezüglich meiner fachlichen qualifikation gestellt.
stattdessen durfte ich fragen beantworten wie:
"was machen sie denn wenn ihre kinder mal krank werden....? nicht das wir etwas gegen kinder hätten, aber in erster linie sind wir ja auch arbeitgeber, da macht man sich ja schon so seine gedanken" (jaaaa, genau, und ihr seid ja garnicht die träger des kindergartens meiner kinder, eigentlich habt ihr mit meinen kindern ja gaaar nix zu tun und könnt euch auch gar nicht vorstellen, dass mütter es tatsächlich schaffen beruf und kinder unter einen hut zu bekommen)

ich antwortete brav. auch wenn es - das muß ich zugeben - innerlich gekocht hat. ich mag das nicht, dieses vorurteil, mütter mit kindern wären weniger in der lage im job 100% zu geben, als frauen ohne kinder. im gegenteil, zumindest sehe ich das so, mütter sind deutlich geschulter in fähigkeiten wie vielseitigkeit, organisation, verantwortung, multitasking und vorallem: sind mütter deutlich belastbarer...das bringt dieser job ja nun so mit sich.
aber diese herren hatten da scheinbar so ihre zweifel.


und auch sonst waren die mir gestellten fragen sehr eigentümlich, weil vorallem für mich logisch und klar beantwortbar, also eigentlich nicht wirklich einer frage wert. gelegentlich hatte ich den eindruck, ich spreche für ein hohes amt in der kirche, vielleicht auch für einen geschäftsführerposten vor. so getragen und vermeindlich verantwortungsgeladen war dieses fragen- und antwortspiel der beiden herren.
wäre es da nicht viel interessanter gewesen, zu erfahren wie fit ich in sachen buchhaltung, verwaltung etc. bin?
kann man mit fragen zu fiktiv gewählten situationen tatsächlich herausfinden, wie ein mensch sich in in diesen rein fiktiven situationen vielleicht eventuell verhalten wird?
jeder müßte sich doch im klaren sein, dass diese herren am ende zu hören bekommen, was sie hören wollen und es hierbei wohl letztlich nur um die eine fähigkeit geht:
bin ich fähig herauszuhören, was man von mir hören will?


eine dreiviertel stunde hab ich mir also nun diese moderne form der inquisition antun dürfen. mir wurde mitgeteilt, wann die entscheidung fallen würde und wie das weitere prozedere sein wird.
(selbstverständlich die herren, können sie ein polizeiliches führungszeugnis von mir bekommen. auch meine kinder sind sicherlich bereit sich einer kompletten medizinischen untersuchung zu unterziehen, die vielleicht zeigen könnte, dass sie überdurchschnittlich gesund sind, und wenn ich lange genug nachdenke, fällt mir mit sicherheit noch mehr ein, wie sich absichern läßt, dass meine kinder nicht zum störfaktor, ich nur ein minimales betriebsrisiko darstelle und auch überhaupt die beste wahl gewährleistet sein wird)

ganz ehrlich. ich bin nach dieser dreiviertel stunde rausgegangen und war mir absolut nicht sicher, was ich denn sagen würde, käme ein anruf, dass sie mir die stelle anbieten.
hab ich mich ja bereits nach dieser dreiviertel stunde schon annähernd so verstaubt gefühlt, wie es dort vermutlich täglich zugeht.
nein, ich glaube, das wäre nicht der beste platz für mich.

und irgendwie bin ich grad froh. froh darüber, dass das mit dem neuen arbeitsplatz - zumindest im moment - noch nicht so sehr unter den nägeln brennt. so dass ich doch tatsächlich die freiheit und gelassenheit haben kann, bei einem etwaigen anruf der herren, einfach
"nein" sagen zu können.

1 Kommentar:

Rich Rubin hat gesagt…

das habe ich auch schon mal erlebt, dass leute beim bewerbungsgespräch so ganz unangenehm waren. war ein cooler job. aber ich hab denen dann 2 tage später gesagt, dass ich nicht mehr zur verfügung stünde. schon allein, um mich nicht über eine absage ihrerseits zu ärgern. :>